Urgeschichte, Antike, Frühmittelalter
Die ältesten Nachweise von Menschen auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland sind etwa 700.000 Jahre alt. Seit rund 500.000 Jahren geht man von dauerhaften Besiedlungen aus.
Erste Erwähnung finden einige keltische und germanische Stämme bei den Griechen und Römern in der vorchristlichen Zeit. Um 500 vor Christus war das heutige Süddeutschland keltisch und das heutige Norddeutschland germanisch besiedelt. Die Germanen wanderten im Laufe der Jahrhunderte südwärts, so dass um Christi Geburt die Donau die ungefähre Siedlungsgrenze zwischen Kelten und Germanen war. Sprachforscher vermuten, dass viele Merkmale süddeutscher Dialekte auf keltischen Einfluss zurückgehen. Von 58 v. Chr. bis etwa 455 n. Chr. gehörten die Gebiete links des Rheins sowie südlich der Donau zum Römischen Reich, von etwa 80 bis 260 n. Chr. auch der größte Teil des heutigen Baden-Württemberg südlich des Limes. "Die Römer" gründeten bekannte Städte wie Köln und Bonn und führten Neuerungen in Hausbau und Handwerk ein, die zum Teil bis heute fortwirken. Siedler aus allen Teilen des Römischen Reiches, insbesondere aus Italien, wanderten ein und wurden westlich des Rheins und südlich der Donau sesshaft. Eine erste Geschichte Gesamtgermaniens liefert im Jahr 98 der römische Schreiber Tacitus. Im 5. Jahrhundert und 6. Jahrhundert wanderten viele germanische Stämmme im Zuge der Völkerwanderung nach Süd- und Westeuropa aus. In die nurmehr fast menschenleeren Gebiete des heutigen Ostdeutschland wanderten im 7. Jahrhundert bis zur Elbe-Saale-Linie slawische Stämme ein. Weite Teile der Bevölkerung der heutigen ostdeutschen Bundesländer waren daher bis ins hohe Mittelalter slawisch geprägt (Germania Slavica). Im Zuge der hochmittelalterlichen Ostsiedlung wurden sie assimiliert und akkulturiert.
Vom Frankenreich zum Heiligen Römischen Reich deutscher Nation (800-1806)
Die Gebietsaufteilung im Vertrag von Verdun 843Das Frankenreich stellte mit Karl dem Großen als erstem westlichem Kaiser nach den Römern (800) den Anspruch auf die Führungsmacht in Europa. Doch sein Reich währte nicht lange. Streitigkeiten unter seinen Nachfolgern bewirkten im Vertrag von Verdun 843 die Dreiteilung des Reiches in das ostfränkische Reich (Königreich Ludwigs des Deutschen), Burgund (Königreich Lothars I.) und das westfränkische Reich (Königreich Karls des Kahlen). ? Das ostfränkische Reich bildete den groben geographischen Rahmen für das später entstehende Deutsche Reich.
Als traditionelles Gründungsdatum Deutschlands als Kaiserstaat (Heiliges Römisches Reich) wird oft der 2. Februar 962 angesehen, an dem Otto I. als erster ostfränkischer König in Rom zum Kaiser gekrönt wurde. Im 10. Jahrhundert wurde erstmals für das bisherige ostfränkische Reich auch der Terminus "regnum teutonicum" ("Deutsches Reich") verwandt.
Das westfränkische Reich entwickelte sich zu einem Nationalstaat (dem späteren Frankreich), während im bisherigen ostfränkischen Reich die Territorialfürsten nach und nach ihre Partikularinteressen durchsetzen konnten. Obwohl die Kaiser des römisch-deutschen Reiches wiederholt versuchten, das Reich zu einen, zersplitterte sich das entstehende "Heilige Reich" (so in den Urkunden des Kaisers bezeichnet ab 1157) bzw. "Heilige Römische Reich" (so bezeichnet ab etwa Mitte des 13. Jahrhunderts) immer weiter in weitgehend unabhängige Staaten und Reichsstädte. Nach Reformation und Dreißigjährigem Krieg, der nach Opferzahl hinsichtlich der Gesamtbevölkerung Deutschlands fatalste Krieg, hatte der Kaiser des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation" (so bezeichnet seit dem 16. Jahrhundert) nur noch eine überwiegend formale Machtstellung.
Der Weg zum deutschen Nationalstaat
Dieser Zustand währte bis 1806, als der deutsche Kaiser Franz II., der bereits zuvor 1804 auch Kaiser des österreichischen Vielvölkerstaates wurde, die Reichskrone auf Druck des französischen Kaisers Napoleon ablegte. Unter Napoleon Bonaparte wurden die Anzahl der deutschen Staaten durch Zusammenlegung erheblich verringert, und auch viele Reichsstädte verloren ihre Unabhängigkeit (deren Zahl betrug zur Blütezeit über 80). Der Wiener Kongress führte die Vereinigung fort und schließlich gründeten 38 deutsche Staaten einen losen Deutschen Bund unter Führung Österreichs.
Schon bald nach der gescheiterten nationalen und liberalen Märzrevolution von 1848/1849 kam es zur Kollision der erstarkenden Preußen mit der deutschen Großmacht Österreich um die Vormachtstellung im Deutschen Bund wie auch in Europa, die zum Deutschen Krieg von 1866 führte. Nachdem Preußen diesen Krieg für sich entschieden hatte, kam es zur Teilung und damit zur Auflösung des Deutschen Bundes, zur Annexion seiner norddeutschen Kriegsgegner durch Preußen und dadurch zu einer weiteren Schrumpfung der Zahl deutscher Staaten.
Deutsches Kaiserreich (1871-1918)
Die anschließende Gründung des Norddeutschen Bundes unter preußischer Führung ging fast nahtlos über in das Deutsche Reich (so genannte kleindeutsche Lösung), das nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 und der Proklamation des preußischen Königs Wilhelm I. zum Deutschen Kaiser (er sah sich nicht als ?Kaiser von Deutschland?, da der deutsche Teil Österreichs fehlte) seinen Anfang nahm.
Reichsgründung, Versailles, 1871Mit der Reichsgründung kamen verschiedene Gebiete hinzu, die gar nicht oder nicht mehr zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation gehört hatten, aber Teile Preußens außerhalb des Reiches waren. Dazu gehörten West-, Ostpreußen und Danzig sowie das überwiegend polnischsprachige Gebiet Posen, ferner Schleswig, Lothringen und das Elsass. Als eigentlicher Begründer des Deutschen Reiches wurde Otto von Bismarck Reichskanzler. Bismarcks Innenpolitik bestand hauptsächlich aus einem unerfolgreichen Kampf gegen die Sozialdemokratie und die katholische Kirche (= Kulturkampf). Seine aggressive Außenpolitik änderte sich ab der Reichsgründung zu einer Friedenspolitik, die viele Bündnisse schuf und dadurch die halb-hegemoniale des Reiches in Europa sowie den Frieden Europas über Jahrzehnte bewahrte. In den 1880er Jahren erwarben deutsche Vereine Kolonien in Afrika und Asien. Im Dreikaiserjahr kam Wilhelm II. an die Macht, der wenig später Bismarck zur Kündigung zwang und die Außenpolitik zu einer imperialistischen änderte. Das Attentat auf den österreichischen Thronfolger löste im Jahre 1914 den ersten Weltkriegs aus.
Zum Ende des ersten Weltkriegs von 1914 bis 1918 endete mit der Novemberrevolution 1918 auch die Monarchie im Deutschen Reich (wie auch in Österreich-Ungarn). Der Kaiser dankte ab, und das Deutsche Reich wurde zu einer parlamentarisch-demokratischen Republik. Im Versailler Vertrag wurde es von den Siegermächten zu großen Gebietsabtretungen gezwungen. Ferner wurden jährliche Reparationszahlungen festgelegt, die über einen Zeitraum von 80 Jahren gelten sollten. Der Vertrag, der nur widerwillig von einem Vertreter des deutschen Volks unterschrieben worden ist, bedeutete für Deutschland eine Demütigung, die den Revanchegedanken Frankreichs?ausgelöst durch die Reichsgründung?umsetzte und stellte einen wichtigen Grund für Hitlers Erfolg dar.
Weimarer Republik (1919-1933)
Die Weimarer Republik war von ständigen Auseinandersetzungen zwischen demokratischen und autoritären Kräften geprägt. Sie litt unter verbreiteter Ablehnung des Versailler Vertrags und wirtschaftlichen Schwierigkeiten. 1933 endete sie durch die Machtübernahme des gebürtigen Österreichers Adolf Hitler und seiner Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP).
Nationalsozialistische Herrschaft (1933-1945)
Die NSDAP errichtete im Deutschen Reich sehr schnell einen totalitären Einparteienstaat. Von Beginn an wurden politische Gegner verfolgt, während Juden einer Ausgrenzungspolitik unterworfen waren. Während des Krieges schließlich wurden zwischen fünf und sechs Millionen Juden in Europa ermordet (Holocaust). Auch Tausende Mitglieder anderer Bevölkerungsgruppen, Sinti und Roma, Homosexuelle, behinderte Menschen sowie politische Gegner (Sozialdemokraten, Kommunisten, einzelne Mitglieder konservativer Parteien) fielen dem Massenmord zum Opfer.
Das nationalsozialistische Deutsche Reich war zudem auf Expansion ausgerichtet: Zunächst gliederte Hitler 1938 seine Heimat Österreich (unter dem Jubel großer Teile der Bevölkerung) an und es entstand das ?Großdeutsche Reich? und noch im selben Jahr durch das Münchner Abkommen das von Deutschen besiedelte Sudetenland. Erst durch die Annexion des restlichen Tschechiens einige Monate später erkannten die anderen Staaten die Expansionspolitik Hitlers. Schließlich löste er am 1. September 1939 den Angriff auf Polen aus und damit den Zweiten Weltkrieg, der weltweit schätzungsweise 55 Millionen Menschen das Leben kostete. Für das (Groß-)Deutsche Reich endete dieser Krieg am 8. Mai 1945 mit der bedingungslosen Kapitulation. Hitler nahm sich zuvor am 30. April selbst das Leben; die überlebenden politischen und militärischen Hauptverantwortlichen wurden in den Nürnberger Prozessen verurteilt.
Die Hauptsieger, zunächst die USA, die Sowjetunion und Großbritannien, später auch Frankreich, bemühten sich anfangs noch um eine gemeinsame Besatzungspolitik. Einig war man sich über eine Demilitarisierung und der so genannte Entnazifizierung sowie die Demontage der deutschen Industrie. Aber schon bei der Frage, was man unter einer Demokratie zu verstehen habe, zeigten sich erste Meinungsverschiedenheiten zwischen der Sowjetunion einerseits und den Westmächten andererseits. Zudem hatten Frankreich und die Sowjetunion umfangreiche Annektionspläne zuungunsten Deutschlands.
Stalin annektierte zugunsten Polens große Teile des deutschen Ostens als Ausgleich für die von ihm besetzten polnischen Ostgebiete und für die Sowjetunion die nördliche Hälfte Ostpreußens, was von den Westmächten auf der Konferenz von Potsdam widerstrebend gebilligt wurde. Die meisten deutschen Bewohner im neuen Einflussbereich der UdSSR wurden aus Polen, der ÈSSR, usw. vertrieben. Im Kerngebiet des besiegten Deutschen Reiches entstanden die Bundesrepublik Deutschland (BRD - nichtamtliche, politisch strittige Abkürzung) und die Deutsche Demokratische Republik (DDR) - wobei die Bundesrepublik sich gemäß einem Verfassungsgerichtsurteil als "teilidentisch" mit dem Deutschen Reich betrachtete.
Die Republik Österreich wurde - abgesehen vom endgültigen Verlust Südtirols - in den früheren Grenzen wiederhergestellt. Die Grenzziehung in der Bundesrepublik Deutschland, später Bundesländer, wurden teilweise durch die Grenzen der Besatzungszonen bestimmt, z. B. zwischen Niedersachsen und Mecklenburg bzw. Sachsen-Anhalt sowie zwischen Thüringen und Hessen.
Bundesrepublik Deutschland und Wiedervereinigung (ab 1949)
Die Bundesrepublik Deutschland wurde am 23. Mai 1949 in den drei westlichen Besatzungszonen gegründet. An diesem Tag wurde die Verfassung (Grundgesetz) als Provisorium in Kraft gesetzt. Das Grundgesetz enthielt in der Präambel "...Das gesamte Deutsche Volk bleibt aufgefordert, in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands zu vollenden" ein "Wiedervereinigungsgebot", an dem bis zur tatsächlichen Wiedervereinigung 1990 festgehalten wurde. Die Gründung der DDR erfolgte am 7. Oktober 1949 in der Sowjetischen Besatzungszone. Große Gebiete des ehemaligen Deutschen Reiches waren den Nachbarstaaten zugeschlagen worden. Der anschließende Kalte Krieg zwischen West und Ost trennte Mitteleuropa, die Bundesrepublik und die DDR durch einen Eisernen Vorhang. Ein Machtwechsel in der Sowjetunion führte schließlich zu einer Öffnungspolitik, zu (friedlichen) Revolutionen und letztendlich zum Zusammenbruch der kommunistischen Regimes der DDR und den anderen Staaten des Warschauer Vertrages. Mit dem Fall des ?Eisernen Vorhangs? in Mitteleuropa öffnete sich auch die Grenze zwischen der Bundesrepublik und der DDR. Am 3. Oktober 1990 erfolgt der Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland, die als deutsche Wiedervereinigung bezeichnet wird. Die Truppen der Besatzungsmächte verließen weitgehends das Land und die neue bzw. ?vergrößerte? Bundesrepublik Deutschland erlangte damit wieder ihre volle Souveränität.
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